Freitag, 23. November 2012

Wenn Fredissimas Langeweile haben....

Ja, ich weiß, dieses Thema haben wir schon an anderer Stelle diskutiert. Oder wollten es diskutieren.
Natürlich stimmt das nicht, das eine Fredissima jemals Langeweile hat. Eine Fredissima hat 1000 Ideen und neigt eher dazu sich zu verzetteln. Was übrigens ein sehr schönes Wortspiel aus der Weberei ist. Da bäumt man die meterlange Kette in einer bestimmten Reihenfolge auf und hatte durch aus zu Hilfe auch Zettel dazwischen gelegt---und wenn die durcheinander kamen---dann hatte man sich verzettelt, so wie ich gerade---

Ich war ja nicht immer eine Fredissima. Und ich hatte durch aus ein Leben vor Fred. Hatte ich da Langeweile? Nun man könnte es glauben, ob des riesen Werkes, dass ich mir dazumal zutraute.

Ich gebe zu, dass ich im Jahre 2000 in Winona Ryder ein bischen verliebt war. Als ich den Film "Ein amerikanischer Quilt" gesehen hatte, hatte es mich gepackt. Ich recherchierte, was es mit den Quilts auf sich hatte und fand das so faszinierend, dass ich beschloss einen Hochzeitsquilt für mich zu quilten.
Ein Quilt ist grob gesagt, eineSteppdecke, oder gesteppte Decke. Eigentlich kommt ein Quilt aus China, aber während einer starken Kältewelle, hatte er sich auch Europa, vor allem England erobert. Von dort gelangte die Tradition des quiltens nach Amerika.
Vielen sind die Patchworkquilts bekannt, aber auch einfache einfarbige Quilts mit Ornamenten in der Mitte sind gängig.

die Unterseite des quilts entspricht der Oberseite, nur andersfarbig...




Ein Quilt besteht aus drei Schichten. Dem Oberstoff, der Füllung und dem Unterstoff.










Ich wollte einen Medallion Quilt herstellen und habe als erstes das Motiv entworfen. Mein Medallion ist mittig angeordnet, kreisrund eingefasst von stilisierten Distelblättern.


die Hände meiner Mutter



In der Mitte treffen sich die Hände meiner Mutter,


die aus den Daumen einen Schmetterling entwachsen lassen.


Ganz mittig sind zwei Disteln die in zwei Herzen münden.



das Knotenband in der Ecke




Die Ecken des Quilts werden von Disteln mit Schmetterlingen über einem Herzen dargestellt.

Umlaufend ein Knotenband im Jugendstil.







Ich fand die Idee der Familientradition im Quilt besonders bemerkenswert. Es gibt Quilts, die den Stammbaum der Familie beschrieben, oder wichtige Lebensstationen der Ahnen. Auch kleine Stückchen der Familiengeschichte wurden in Quilts versenkt, wie etwa Liebesbriefe, Briefe aus der Heimat, der Taufspruch---man kann es endlos erweitern. Ich war so sehr gefesselt, das ich mir meine Geschichte in den Quilt gelegt habe. Meine Mutter hält ihre beschützenden Hände nun mein ganzen Leben lang über mir---ich habe mich als Distel versinnbildlich, weil ich mich immer so gesehen habe. Und aus mir entstehen die Schmetterlinge, meine wunderbaren Kinder, schillernd, lebensfroh---

Ecke mit Herz, Distel, Schmetterlingen
Nu da ich das Muster entworfen hatte, habe ich die Stoffbahnen mit der Hand zusammen genäht, weil ich 2001 noch keine Nähmaschine hatte. Dann begann ich das Muster mit Bleistift aufzumalen. Bei dem gesamten Quilt verbrauchte ich drei Bleistifte! Und es nahm viele Tage in Anspruch.Nun habe ich drei Kilo feinste Merinowolle im Vlies ausgelegt und den Unterstoff aufgelegt. Jetzt begannen die Tage des heftens. Dazu wird der Quilt mit ganz groben großen Stichen in 10 x 10 cm große Kästchen geheftet. So halten die Schichten gut aufeinander.  Aber als es mit dem Quilten los ging, war ich doch aufgeregt. Jetzt habe ich im berühmten Quiltstich mit hauchzarten Nadeln, per Hand die Linien gequiltet---immer mindestens einen Ring am Abend! Du meine Güte, wie unregelmäßig am Anfang, und wie wundervoll, als der Quilt fast fertig war! Wie sehr meine Finger zerstochen waren! Trotz des ledernen Fingerhutes! Wie warm es unter dem Quilt war, beim arbeiten---und wie viele Hörbücher ich in der Zeit gehört hatte....





Der Quilt war in einem halben Jahr fertig---bei jeden Abend quilten---- und er misst 2,25 x 2,25 m und in ganz kalten Nächten deckt er die ganze Familie zu!









Ich gebe ab, an eine andere Fredissima, die vielleicht berichten möchte, wie das so ist, mit der Langenweile---eure Kalle von lieblingspuppen und kallejasper





5 Kommentare:

  1. „Tradition hat einen Sinn, wenn sie als kreativer Aneignungsprozeß aufgefaßt wird.“
    Heinz Friedrich

    ♥KALLE => RESchPEKT!!! *zauberhaftschööön*

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  2. WOOOOOOOOOOOWWWWWW!!!!!!!! Und gut, dass dir der Geduldsfaden nicht gerissen ist!!!

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  3. WoW! Ich glaube, bei mir würde sowas zum Jahrzehnteprojekt, ich hab zwar Geduld, aber so lange an einem Teil mit solcher Regelmäßigkeit, jeden Abend einen Ring - Chapeau!
    Das ist ein echtes Familienstück, zum wärmen für Körper, Geist und Seele.

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  4. Wow, Kalle, was für traumhaftes Stück!

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  5. Da bleibt mir der Mund vor Staunen offen :D
    Ich bin von Deiner Idee, Deiner Geduld und dem ganzen wundervollen Stück mehr als beeindruckt! *ehrfurchtsvolle Knickschen macht*

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Wer schreibt, bleibt!