Freitag, 20. Dezember 2013

Freitagsfisch meets Büchertausch

Wenn andere Menschen ihre Wohnungen aufräumen /ausmisten/entrümpeln, dann hat man manchmal Glück... Entweder stehen dann auf der Straße  als Einladung, den Büchervorrat zu erweitern, Bücherkisten mit Zum-Verschenken-Zettelchen zur Verfügung oder eben manchmal äußert die eine oder andere Fredissima in der privaten Gruppe FENSTERDEKO (Diskretfred des öffentlichen Fensterdekofreds bei Dawanda) den Wunsch nach ein paar Meter Regalfreiheit und verschenkt Lesestoff.

So konnte ich dieses Buch ergattern. Ich bin kein Bücherkaufmensch. Erstens habe ich kein Platz für Bücher in meiner 1-(und-kein-Stau)raum-Wohnung, zweitens wenn ich dann mal ein Buch kaufe oder geschenkt bekomme ist es meist englisch- oder niederländischsprachig und eignet sich daher nicht (oder wenig) für die Büchertauschaktion, die die Fredissimas in unregelmäßigen Abständen veranstalten.

Bei diesem besagten Büchertausch stellt Person 1 ein Buch vor, das an Person 2 verschenkt wird, wenn Person 2 sich dazu bereit erklärt, die kommende Buchbesprechung mit einem Buch zu übernehmen für Person 3, die dann die nächste Buchbesprechung übernimmt usw.... Eine Büchertauschpolonaise entsteht dann quasi... hehe...

Nun bin ich beim Lesen des geschenkten Buches (besten Dank an Frollein Diva !) namens EIN ENGLÄNDER IN PARIS von STEPHEN CLARKE auf eine Fischpassage gestoßen, die sich anbietet, den Freitagsfisch mit dem Büchertauschbeitrag zu kombinieren. Somit möchte ich die Möglichkeit, andere Personen als Gastschreiber/innen für den Fredissimas-Blog zu ködern, ausnutzen...

Das Buch eignet sich als unanstrengende Bettlektüre (keine Albträume zu  befürchten) sowie als Wartezeitüberbrücker beim Arzt, in der Postschlange oder für die U-Bahnfahrt. Es bietet einen guten Einblick in den französischen Gesellschaftsumgang durch die Augen eines Engländers erzählt. Anfangs fand ich das Buch etwas einfach gestrickt und stereotyp, vor allem als es um die zahlreichen sexuellen Abenteuern des Endzwanzigers ging. Aber setzt man sich über diese Einzelheiten hinweg, dann entwickelt sich das Buch zur witzigen Auseinandersetzung eines Engländers mit den sprachlichen, kulturellen und politischen Differenzen zweier Nationalitäten, die mit viel Selbstreflexion, Selbstironie und Integrationswille aufgezeigt werden, denn ich muss zugeben: Es ist sehr unterhaltsam geschrieben. Der Protagonist nimmt am Ende der Geschichte das Beste aus beiden Welten für sich in Anspruch und hinterlässt das Gefühl, ein Buch, das anfangs alltäglich und banal wirkte, doch Tiefgang und Inhalt verliehen zu haben.

Und als Leseprobe lasse ich euch zum Verkosten folgenden Freitagsfisch da:

Coluche hätte sich was Lustiges für meinen ersten 1. April in Frankreich ausgedacht. Den Franzosen fällt nämlich in der Regel nichts Witzigeres ein, als sich gegenseitig Fische auf den Rücken zu pappen. Keine echten natürlich - ein zappelnder Steinbutt oder eine fiese Makrele, das wäre ja wenigstens noch komisch.
Ich saß am Fenster des Schwulencafés bei mir um die Ecke (am Vormittag konnte man es von einem Heterocafé nur dadurch unterscheiden, daß in den Geschichtern der Kellner noch Spuren der Schminke vom Vorabend waren). Draußen beobachtete ich ein paar sich balgende Schulkinder, die einander grob aus Papier ausgeschnittene Fische an den Anorak zu kleben versuchten.
"Warum Fische?", fragte ich den Kellner, als er mir die gewünschte Zeitung brachte.
"Pourquoi pas?" meinte er bloß. Und hatte damit gar nicht so unrecht. Alles in Frankreich ist schließlich zentralisiert - warum nicht auch Aprilscherze?
Die französischen Zeitungen versuchen gerne, ihre Leser mit Scherzartikeln in den April zu schicken. Aber auch in denen geht es meistens bloß um Fische. Als ich also die Schlagzeile las, die einen Journalistenstreik ankündigten, konnte ich mir beinahe sicher sein, daß das kein Aprilscherz war.
Die Journalisten legten die Arbeit nieder, weil ihnen die Kampagne für die bevorstehenden Kommunalwahlen zu langweilig schien. Das konnte ich nachvollziehen. Jetzt, da der Irakkrieg so gut wie gelaufen und eigentlich schon halb vergessen war, mußte es ihnen richtig öde vorkommen, darüber zu berichten, wer die Macht in Camembertville-sur-Merde (Einwohner: drei Ziegen und eine Alte mit Damenbart) erringen wollte. Aber immerhin stand bei diesen Kommunalwahlen noch mehr auf dem Spiel als das übliche Geplänkel, welche Partei das meiste Geld für Kinderspielplätze verpulvern will. 


Wer nimmt die Herausforderung an, möchte das Buch zugeschickt bekommen und macht die nächste Buchbesprechung im Tausch dafür? Dann einfach über die Kommentarfunktion hier unter dem Beitrag eine Meldung hinterlassen. Ich finde Sie dann schon... *droht*...

Mehr Freitagsfische gibt es wie jeden Freitag bei Andiva.

Es winkt
Eure Cherry von Cherry Bomb und Kirschblüten-Tsunami


4 Kommentare:

  1. ♥...sehr schöner Freitags-Fisch ;-)

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  2. klasse! deine fischige leseprobe. bei lelegenheit muß ich das buch auch mal lesen...aber nicht als "herausforderung" bitte. unter zeitdruck kann ich nicht lesen.
    liebe grüße und besinnliche feiertage
    mickey

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    1. Vielleicht kann das Buch ja auch eine Runde weiterschwimmen, nachdem es von meiner Nachfolgerin gelesen wurde... Dann einfach mal im Auge behalten, wer die Herausforderung annimmt und dann stalken... hehe...

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  3. Hehe, SCHNAPP!...zwei Fliegen mit einer Fischbuchklappe! Gute gemacht, Frau Kirsche :D

    Das französische Fischgepappe am 1.4. war mir noch nicht bekannt...tja, man lernt halt nie aus!
    DEM HIMMEL SEI DANK, DASS ES FREDISSIMAS GIBT :D

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