Montag, 20. April 2015

Herz am Montag Nr. 64 - Lebensabschnittspartner

Dies hier ist ein ganz besonderer Post, denn ein wichtiger Lebensabschnitt ging zuende.

Eigentlich sollte ich mir auch so ein Schloss kaufen, denn sie wird immer in meinem Herzen bleiben.

Sie - das ist mein erstes Motorrad, eine Honda CBF 500.

Mir ihr war ich am letzten Freitag nach der Arbeit nochmal auf Tour, denn mein anderes Motorrad - Conchita, die Africa Twin - wartete gerade auf einen neuen Schuh für vorne und war nicht wirklich einsatzbereit. Da schon feststand, dass ich mich diese Saison von der CBF trennen würde, wollte ich ihr noch einmal Auslauf gönnen  und sehen, ob alles in Ordnung ist mit ihr.

Ich glaube, dass es denen von Euch, die nicht Motorrad fahren und sich auch nicht vorstellen können, was
Die CBF auf einer der letzten Touren...
daran toll sein soll, schwer verständlich zu machen ist, was ich empfinde.

Als ich vor 4 Jahren mit dem Führerschein anfing, dachte ich mir auch, dass das alles bestimmt Quatsch und Hype ist, von wegen "Motorradfeeling", "Freiheit", "Abenteuer" und vor allem der ganze Kult um das eigene Moped, die Benzingeschichten und all das.

Als ich die CBF damals im Juli 2011 gekauft habe und damit zum ersten Mal alleine von Rastatt nach Freiburg fuhr, fühlte es sich auch noch nicht so an. Aber nach ein paar Wochen sah das schon anders aus.

Der erste gemeinsame Urlaub...
Motorrad fahren, das ist einfach genau das - Freiheit! Abenteuer! Es fühlt sich ein bisschen wie fliegen an, der Wind auf der Haut, die Sonne, der Regen, der Staub, die Anstrengung... alles das... ist unbeschreiblich schön, intensiv. Und dieses Gefühl, das man etwas unter dem Hintern hat, das auf die kleinsten Befehle reagiert, das einen auch mal - wie ein unwilliges Pferd - abwirft (zum Glück nur beim Endurotraining passiert), oder in der Kurve zu buckeln beginnt, wenn man nicht den richtigen Gang erwischt... das Gefühl, einen steilen Pass hochgefahren zu sein und oben auf dem Berg zu stehen... das Gefühl, mit 170 den Winddruck zu spüren, der einen schier vom Moped bläst (ich habe die 186, die eingetragen sind, nie ausprobiert)... nach 10 oder mehr Stunden völlig fertig aus dem Sattel zu kippen und sich pattschnass in eine Unterkunft zu schleppen... mit leerem Tank auf einer Brücke zu stranden und von einem wildfremden Motorradfahrer Benzin zu bekommen... mit anderen Motorradfahreren zu fahren... alles das schweißt zusammen.

Man wird eins, ein Team mit seiner Maschine, man spricht mit ihr, man putzt und pflegt sie, man liebt sie, man
Gemeinsam reiten wir in die Sonne...
streichelt sie...

Nach meiner ersten Saison hatte ich Tränen in den Augen, als die CBF in der Garage verschwand, zugleich habe ich ihr und mir geschworen, baldmöglichst das Saisonkennzeichen abzuschaffen.

Alles das ist jetzt Geschichte, zumindest mit meiner CBF.

Auf der vorletzten Tour durfte sie nochmal an den Bodensee zum Frühlingsritual (Amarena-Eisbecher in Konstanz) und abends die Hausstrecke den Thurner runter nach St. Peter.

Einen besonders schönen Sonnenuntergang haben wir auch noch spendiert bekommen. Das ist jetzt Vergangenheit. Bye-bye, kleine CBF, mach es gut!

Es winkt mit einer Träne im Knopfloch - Eure Doro von my-meerkat und klamottenlabel

15 Kommentare:

  1. WAS für eine glückserfüllte LIEBES-erklärung und -beziehung !!! *♥YEAH*

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    1. So isses eben, wenn eine schöne Beziehung zuende geht, die Erinnerung an gemeinsame Stunden bleibt :-)

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  3. Kann ich sehr gut nachvollziehen. Wenn mein Fahrrad mal nicht mehr kann (verkaufen würde ich ihn nie!!!), dann wäre ich auch ganz schön traurig...

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    1. Also meinem Rad würde ich jetzt keine Träne nachweinen, das ist zwar auch treu, aber eine emotionale Beziehung habe ich dazu nicht ;-)

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  4. Ach je, wie traurigschön und schöntraurig!
    Gut, dass Conchita nun immer da ist :-)

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    1. ... bis das nächste Moped kommt :-) Ernsthafte Konkurrenz kann aber nur die neue Twin sein, die uns seit gefühlten 10 Jahren angekündigt wird.

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  5. Ich fahre zwar kein Motorrad, aber als ich meine Lola (meinen Fiat Panda) aufgeben musste, war ich wirklich unglücklich!

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    1. Irgendwie schon, obwohl sie irgendwas mit metallic türkisgrün als Kleid getragen hat.
      Aber im Herzen war sie feurig rot und hat sogar 130 auf der Autobahn geschafft. Da kam man sich vor, wie beim Hockenheim Rennen. ☺

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  6. Oh, das ist traurig, wenn man seine erste große Liebe aufgeben muss... viel Kraft wünsch ich dir!
    LG
    Mo

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    1. Es ist weniger kompliziert, als mit den Männern ;-) Die Neue habe ich schon vor einem Jahr gekauft und bin gespannt, ob ich sie auch 50.000 km fahren werde. Sie ist ja schon eine Dame im gesetztern Alter.

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  7. Mein Colt für alle Fälle war auch rot, *seufz* tja, diese fahrtüchtigen LebnsabschnittsgeFAeHRTten kann frau wenigstens in gute Hände abgeben, mit andren klappt das ja eher nicht so tollo ...

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  8. Also angekettete Herzen sind nicht meines, so eine hübsche CBF schon eher!

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