"Zu verschenken" stand auf der
liebevoll im Treppenhaus abgestellten Kiste. Jeder kennt doch diese Kisten…
Meist sind es zerfledderte Umzugskartons mit einer fast unentzifferbaren
Aufschrift, die zum Mitnehmen auffordern, geradezu nötigen, obwohl sie meist
nur Gratisexemplare der Bundesverfassungsgerichts-Jahresberichte und
dergleichen enthalten… Aber DIESE Kiste war nicht unansehnlich, nicht mal inhaltlich
verwerflich. Sie wurde wohl an einem in der Zeit weit zurück liegenden Tag im schwedischen
Möbelhaus unseres Vertrauens erworben und lag nun in meinem Treppenhaus… prall
gefüllt mit literarischen Schätzchen, wovon mir die meisten Autoren allerdings
nichts sagten. Ich nehme meist nur Bücher mit von Schriftstellern, die mir
zumindest einigermaßen vertraut in den Ohren klingen. Zu groß ist die Angst,
auf Schund sitzen zu bleiben und dann??? Selbst ins Treppenhaus stellen???
Würde ich mich nicht trauen. Schließlich könnte jemand meine leserliche
Handschrift erkennen und denken „SOWAS LIEST DIE??????? Nun ja, diese Autorin
allerdings war mir sehr bekannt. Sie schrieb immer lustige Kolumnen in der
tageszeitung, aber aus unerfindlichen Gründen las ich in letzter Zeit nichts
mehr aus ihrem Sprachfundus in diesem Nachrichtenblatt. Umso erfreuter war ich,
ihr erster Roman in dieser Funduskiste zu entdecken. Und es hat
sich gelohnt!
Da meine kleine Bleibe prall gefüllt mit
Bastelmessiematerial ist, aber nicht nur deshalb aus allen Nähten platzt, kann
ich leider keine Bücher aufbewahren. So kam mir dann die Idee, eine neue
Blogrubrik zu eröffnen und zwar die des BÜCHERTAUSCHS. Ich stelle euch das Buch
(kurz) vor und wer Interesse hat, es zu lesen, braucht nur als Nächstes diese
Tauschrubrik mit einem neuen Bücherinhalt zu füllen und schon bekommt er/eher
sie von mir das Buch zugeschickt. Und damit bin ich das Wohnungsfüllmaterial
auch schon sinnvoll los geworden… Hehe…
Ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung habe, was der Titel zu bedeuten
hat. Ich habe keinen inhaltlichen sinnvollen Zusammenhang zur Romangeschichte
gefunden… Aber egal, vermutlich geht es darum, dass die Protagonistin sich von
unnötigem Ballast, sprich: Männern, befreit, sich daher schwerelos fühlt und
Zeit für Wichtige Dinge im Leben hat, wie Kart zu fahren, ihre
Lieblingsradiosendung namens „Musik für Nörgler“ zu hören, sich morgens in den
Spiegel anzugucken und wie eine drogenabhängige Japanerin, quasi Yoko Ono,
auszusehen oder eine motorisierte Parmesanreibe zu kaufen… Hehe…
Aber… ich hatte auch versprochen, nur eine kurze Zusammenfassung zu
schreiben. Ich verderbe Ihnen doch sonst den Spaß am Lesen, Mensch! Daher hier
einfach eine Leseprobe von der ersten Buchseite. Entscheiden Sie selbst, ob Sie
die Geschichte gerne weiter lesen möchten. Aber eins sei gesagt: Ich habe lange
nicht beim Lesen eines Buchs so oft und laut lachen müssen. Frau Zylka ist eine
Sprachkünstlerin nach meinem Geschmack und schafft es, Alltägliches aus dem
Zusammenhang zu reißen, so dass man bei der gekonnt-witzigen Beschreibung oft
denkt: „Wäre ich da mal drauf gekommen“…
(Zitat Anfang):
Au Backe. Bei mir wurde
eingebrochen. Als ich heute Nachmittag nach Hause kam, war die Wohnung leer
geraubt: Anstatt der Schneisen, die man normalerweise zwischen die Papier- und
Textilberge, die Gläser, Keksdosen und den Plastiknippes schlagen muss, um zum
Beispiel zum Bett oder zum Schreibtisch zu gelangen, ist der Teppich
freigeräumt. Er ist blau, der Teppich, das hatte ich schon ganz vergessen. Doch
wo sind meine Sachen? Keine Berge, keine Endmoränen, keine Schneisen, nur
Schränke, Bilder, leere Stühle. Ich überlege kurz, gucke in die Büroecke, wo
der fiepende Computer hockt, registriere die ordentlich auf Regalen abgelegten
Papierstapel, schaue in die Schränke, die mit von Zauberhand zusammengefalteten
Pullovern, Pullundern, T-Shirts und Röcken gefüllt sind, und entscheide: doch
kein Einbruch.
Da fällt mir wieder ein.
Ich habe die Wohnung am Morgen mit einem Mann drin verlassen. Einem netten, am
Abend vorher aufgelesenen, um die Mitte herum behaarten Mann in meinem Alter.
Ich hatte ihm erlaubt, nach meinem Aufbruch noch etwas zu bleiben,
normalerweise vertraue ich Menschen, mit denen ich eine leidlich heiße Nacht
verbracht habe. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet ich
den einzigen Damenhöschendieb meiner Generation kennen lerne. Aber wer kann
schon ahnen, dass so einer einen amtlichen Putzfimmel hat? Und einfach bei mir
aufräumt, ohne dass ich ihn dafür bezahle?
(…)
Wie soll man auf sowas
reagieren? Soll man beleidigt sein oder erfreut? Ich entscheide mich (auch
wegen der nicht unangenehmen körperlichen Vorfälle der Nacht) für eine positive
Rezeption und freue mich darüber, mal wieder eine Wohnung mit so vielen
Sitzmöglichkeiten zu haben. Dass meine Wohnungen immer so unaufgeräumt sind,
liegt vor allem an meinem Sammeltrieb. Den habe ich von meiner verstorbenen Oma
geerbt, einem gutmütigen und rüstigen pommerschen Kriegsflüchtling. Meine Oma
pflegte alles, was nach dem Mittagessen auf der Tischdecke übrig blieb, Krümel,
Flusen, abgeschnittene Fingernägel und so weiter, in einer Blechdose mit der
Aufschrift „Paniermehl“ zu sammeln.
(Zitat Ende).
Also… Ich gebe den Büchertauschstaffelstab weiter. Wer ist die
Nächste????
Und wer das Buch nicht von mir zugeschickt bekommt, kann mit den
folgenden Angaben sicherlich im Bücherladen oder in der Bibliothek fündig
werden:
Jenni Zylka: 1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann.
Roman.
Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg. 2003.
ISBN 3 499 23405 x
Es winkt,
Eure Cherry von Cherry Bomb und Kirschblüten-Tsunami
„Bücher sind bessere Freunde als Menschen;
AntwortenLöschendenn sie reden nur, wenn wir wollen,
und schweigen, wenn wir anderes vorhaben.
Sie geben immer und fordern nie.“
Börries Freiherr von Münchhausen
...und wenn das nicht gelogen ist ;-))) *♥vielleicht*
Ich hätte es gerne und finde bestimmt auch ein anderes zum weitergeben...*schon mal kruschteln gehe*
AntwortenLöschenFrau Handwerkerin, Ihnen ist aber klar, dass der nächste Blogbeitrag dann auch Ihnen gehört, ja?
AntwortenLöschen"Musik für Nörgler" hat mich fast zum Ersticken gebracht- da ist Ihnen ja genau das richtige Buch zugelaufen! ☺
AntwortenLöschenFrau Handwerkerin, Ihnen ist aber klar, dass der nächste Blogbeitrag dann auch Ihnen gehört, ja?
AntwortenLöschenkirschblüten-tsunami28. Juli 2012 14:06
Ja, das ist mir klar- bei Büchern werde ich halt schwach!
*immer noch am kruschteln ist*
paniermehl *prust*
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