Posts mit dem Label heimat werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label heimat werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 5. Mai 2014

Herz am Montag - Nr. 14 - Der Blauen im Hochschwarzwald

Alpensicht auf dem Blauen
Wer hier auf diesem Blog und vielleicht auch auf meinem Blog mitliest weiß, dass ich mein Herz Anfang 2011 ans Motorradfahren verloren habe. Im Gegensatz zu den verschiedenen anderen Liebschaften, die in den letzten Jahren (nicht immer schöne) Spuren in meinem Leben und meinem Herz hinterlassen haben, ist diese Liebe frisch wie eh und je. Sie erfreut mein Herz immer wieder mit Reisen durch wunderbare Natur, das unbeschreibliche Gefühl von Schwerelosigkeit beim Kurvenfahren und dem Wechselspiel der Elemente, vor allem Wasser und Luft.

So kurve ich seit August 2011 hier und da durch die Welt, am häufigsten jedoch findet man mich im Schwarzwald - seit 21 Jahren meine Wahlheimat - auf meinen diversen Haus- und Lieblingsstrecken. Im letzten Herbst habe ich einen neuen Lieblingsort entdeckt, den 1165 m hohen Blauen, der sich südlich von Freiburg über dem Markgräfler Land erhebt.

Nebel auf dem Blauen
Bei klarem Wetter hat man von dort eine atemberaubende Rundumsicht, die im Osten vom Schwarzwald und der Schwäbischen Alp über die Schweizer Alpen im Süden bis zur Burgundischen Pforte und den Vogesen im Westen reicht. Im Tal schlängelt sich der glitzernde Rhein und bei entsprechender Thermik schwebt von hier der eine oder andere Paraglider nach unten. Wenn es ganz still ist, hört man nur die Vögel zwitschern und den Wind rauschen.

Seit vielen Jahren steht das Gebäude eines Hotels mit Ausflugslokal leer. Hier soll in den nächsten Jahren ein Ausbau erfolgen und viele Leute auf den Blauen gelockt werden. Dann wird es vorbei sein, mit der beschaulichen Leere. Ich bin gestern Abend gegen 18 Uhr hochgefahren und war völlig allein. Die feuchte Luft zog in Schwaden von der Westseite nach oben, während es im Osten halbwegs klar war. Das Wechselspiel von Nebel auf der einen und Sonne auf der anderen Seite war zauberhaft, romantisch. Man fühlte sich wie auf einer einsamen Insel über dem Nebelmeer.
Oh, Romeo...

An dem alten Hotelgebäude habe ich dann diesen Balkon entdeckt. Dort stand sicherlich lange keine Julia, die auf ihren Romeo gewartet hat und schaute gen Osten. So baufällig, wie der Balkon gerade aussieht, sollte sie es auch besser nicht tun, außer sie hegt aufgrund von Herzschmerz ausgeprägte Selbstmordabsichten...

Obwohl ich es begrüße, dass ich an dieser wunderschönen Stelle vielleicht bald Kaffee trinken kann, finde ich es schade, dass dieser stille und zauberhafte Ort bald dem Kommerz weichen wird. Ein verwunschener Platz weniger, an dem sich das Herz an stillen Tagen weiten kann...

Dienstag, 6. November 2012

Meine Heimat - Belgien


Meine Heimat – Belgien...

Berlin ist meine Wahlheimat, zwar schon seit 20 Jahren, aber geboren bin ich in eins der kleinsten  Ländern Europas... Belgien: 1 Land, 3 Sprachen und 10 Millionen Einwohner. Das ist eine Menge für so ein Miniland...

Meine Freundinnen machen immer den Spaß mit mir, zu fragen, ob es mehr als 5 berühmte Belgier gibt. Meist fällt mir dann auch nur Eddy Merckx, Marc Dutroux, Jacques Brel und Jean-Claude Van Damme. Beim  fünften Platz auf der Berühmtheitsskala der Belgier muss ich auch schon passen. Und bei zwei von diesen vier prominente Belgier geht dann auch schon die Diskussion los… OK, den Radprofi kennen die meisten, den Kinderschänder sowieso, aber… ist Brel wirklich Belgier? Und Van Damme? Niemals… *seufzt*

Die berühmtesten Belgier aller Zeiten (und auch die beliebtesten…) heißen wohl tatsächlich Pommes, Praline und Brüsseler Waffel, zweifelhaft unvergessliche Leckerbissen, die jeder kennt. Und zum Runterspülen natürlich eins der vielen hunderten Sorten Bier, die in Belgien gebraut werden. Am fantasieanregendsten finde ich die Sorte „verboden vrucht“ (Verbotene Frucht), vor allem das Etikett mit einer Abbildung Adams, der Eva ein Glas Bier herüberreicht… Wie blasphemisch, könnte man denken, wenn man nicht wüsste, dass 75% der Bevölkerung Belgiens katholisch ist - Das aber mit einem fetten Augenzwinkern... Wurden doch die Babys nach der Geburt wie am Fließband getauft, bevor sie Einspruch ob der Segnung erheben konnten. So gelte ich als strenge Agnostikerin in Belgien auch rein formal als Katholikin *prustet*…

Hmmmmmmm… Das Bildchen auf dem Bier erinnert mich irgendwie an so einen berühmten belgischen Maler… Nein, nicht René Magritte, huch… der 5. berühmte Belgier…  zudem noch Surrealist und fanatischer Melonenträger, sondern Rubens, der eine Vorliebe für pralinennaschende Frauen hatte, wenn man ihre Südkurven auf den Gemälden betrachtet!!! Da sind es schon 6…

Und apropos malen!!!… Kommen nicht die (bestimmt vom Bier) dauerblauen Gnome namens Schlümpfe (Peyo) auch aus Belgien??? Und Tim und Struppi (Hergé), der Comicjunge mit der wohl surrealistischsten Frisur der Welt und dem kleinen niedlichen Kläffer??? Und der lonesome Cowboy (a long way from home) Lucky Luke (Morris), den belgischen Marlboro-Mann???… Mensch, ja, schon… *an die Finger abzählt*…  9!!!!

Sagen wir also mal salopp, dass es immerhin ganze 10 berühmte Belgier gibt, wenn man das „Manneke Pis“ mitzählt: Den tapferen Strullerbub, der angeblich mit seinem Morgenurin einen schlimmen Brand verhindert hat, quasi ganz Brüssel vor dem Verbrennungstod gerettet hat!!! Mann, was muss der vorher viel Bier getrunken haben…

Aber vielleicht gibt es Belgien auch gar nicht. Denn laut Zeugenaussagen kennt man Belgien nur vom „durchfahren“. Kein Mensch, den ich kenne, ist je da gewesen, zumindest kein nichtbelgischer Mensch... Die berühmten beleuchteten Autobahnen, die man vom Weltall aus sehen kann, könnten auch Kulissen sein, die eigens dazu gebaut wurden, den „Schein“ dieses Kleinstlandes aufrecht zu erhalten… Weiß man’s denn mit Sicherheit????

Es winkt,

Samstag, 7. Juli 2012

Home is, where your heart is II


In der Axamer Lizum, Tirol
Frau Kante von my-meerkat hat vor einiger Zeit über ihre Heimat-Gefühle gepostet Home is where your heart is. Seither habe ich mich bewusster mit diesem Thema beschäftigt, und versucht, herauszufinden, was Heimat für mich bedeutet. 

Sanfte Almwege










In einem Land wie Tirol ist dieser Begriff oft stark patriotisch gefärbt, verbunden mit Tradition, Brauchtumspflege und Geschichtsbewusstsein, aber auch Patriarchismus, Enge und der Ablehnung anders Denkerder/Lebender.

Klettern Grubreisen, Karwendel
 


Ich habe mein bisheriges Leben überwiegend in Tirol, an verschiedenen Orten, verbracht; zwar verreise ich sehr gerne, komme aber auch gerne zurück – also empfinde ich offenbar „Heimatgefühle“. 



Beim genaueren Prüfen merke ich, dass es verschiedene Faktoren sind, die mich hierher zurück ziehen, dieses Heimatgefühl ist komplex, und nicht an einen bestimmten Ort gebunden.

  • Menschen, die mir wichtig sind, mit denen ich grundlegende Überzeugungen teile
  • Menschen, mit denen mich eine gemeinsame Vergangenheit verbindet
  • Ein Ort zum Wohnen, in und um den ich mich wohl fühle
  • Eine größere Stadt (Innsbruck) im Umkreis, die viel Kultur bietet
  • Und nicht zuletzt die großartige Landschaft, in der ich mich so gerne bewege, und die so vielfältige Anreize zum schauen, hören, spüren, riechen, wandern, klettern, spazieren gehen, Wintersport treiben, genießen, ... bietet.

Kuh am Balkon ;-)

In Verbindung zu bleiben mit mir wichtigen Menschen ist heute mit Hilfe der modernen Medien einfach geworden, auch leben diese teilweise gar nicht/nicht mehr in Tirol; eine passende Wohnung anderswo, in schöner Umgebung, zu finden, würde mir wohl auch gelingen.
Felsen-Flora

Glockenblume, Kühtai, Tirol









So bleibt als bestimmender Faktor diese vielfältige Landschaft: hohe Berge, sanfte Almen, tiefe Alpenseen, zahlreiche Wasserfälle, vielfältigste Flora, abwechslungsreiches Wetter (auch wenn das für mich gerne etwas wärmer sein könnte – ständiger Sonnenschein wäre viel zu langweilig!), hübsche kleinere und größere Orte, viel Geschichte und Kultur ringsum. 

Bergsee im Kühtai

Stuiben-Wasserfall

Bergpanorama Tirol
Blick von meiner Wohnung aus, Winter
Ohne Berge könnte ich mich gar nicht orientieren! Zwar behaupten einige Flachländler, der (geistige) Horizont von Bergbewohnern reiche eben nur bis zum nächsten Berg, aber das ist sicher nur „Der Neid der Bergelosen“! 

Tradition mit Augenzwinkern




Schöne Grüße aus Tirol, Ulla vom FilzGarten

Montag, 7. Mai 2012

Home is, where your heart is

Freiburg - Insel
Nein, nein, keine Sorge, dies wird kein Artikel über Bollenhüte, Schwarzwälder Schinken, Kuckucksuhren, Kirschtorten und Schnaps. Wobei ich nicht garantieren kann, dass sie als Nebenakteure nicht doch vorkommen.

Heimat, was ist das?
Heimatfilm, Kitsch, Trachtenverein, Blasmusik?
Der Ort, an dem ich lebe?
Oder der Ort, den ich verlassen habe und nach dem ich mich sehne?
Das "Gelobte Land" der eigenen Vergangenheit?

Vielleicht fragt ihr euch, wie ich auf so ein Thema komme. Dafür muss ich ein bisschen ausholen.

Freiburg - Fischerau
Ich lebe jetzt seit fast 20 Jahren in Freiburg, das ist meine Wahlheimat, geboren und aufgewachsen bin ich in Nürnberg. Vor fast 20 Jahren verschlug es mich der Liebe wegen nach Freiburg. Ein Besuch in der Stadt und mir war klar, dass ich hier leben möchte. Das war so ein schöner Kontrast zu der grauen Stadt, aus der ich kam. Viel Natur außenrum, tolles Wetter, hübsche Stadt, schönes Umland. Also landete ich hier.

Damals hätte mich das Wort "Heimat" nicht interessiert oder eher befremdet. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Freiburg oder den Schwarzwald als meine Heimat zu bezeichnen. Es ist halt der Ort, an dem ich lebe, die Stadt in der ich arbeite, meine Freunde habe und die zufälligerweise eben schön gelegen und hübsch ist. Aber Heimat? Ist das nicht alles austauschbar, heute Freiburg, morgen Frankfurt, übermorgen Berlin? Ich habe nie einen Gedanken daran verschwendet.

Dann habe ich mir letztes Jahr ein Motorrad gekauft und seitdem hat sich mein Leben sehr verändert.

Haslach im Kinzigtal
Was ein Motorrad mit Heimat zu tun hat? Ich war all die Jahre vorher auch schon viel im Schwarzwald unterwegs, zu Fuß oder mit dem Rad. Irgendwie war das aber nie so entspannt, denn man musste irgendeinen Bus am Ende der Wanderung erreichen, oder noch im Hellen nach Hause oder zu einer Unterkunft kommen. Viel Zeit für die Schönheiten am Wegesrand war nicht. Versteht mich nicht falsch, ich wandere sehr gerne, das Fahrrad benutze ich allerdings nur noch in der Stadt. Mehrtägige oder gar mehrwöchige Touren mit Gepäck am besten noch durch die Alpen, das muss nicht mehr sein.

Seit ich mein Motorrad habe, entdecke ich paradoxerweise die Langsamkeit.
Und mit der Langsamkeit kommt der Blick für die Schönheiten am Wegesrand.
Von Mal zu Mal wird die Liste meiner "Da-muss-ich-noch-hin"-Orte länger.
Bei Heitersheim
Und nach fast jeder Tour lese ich nach, was an dem Ort nun  besonderes war oder ist.

Ich entdecke Orte, durch die ich bestimmt schon 100 Mal gekommen bin, bewusst. Inzwischen ist mein Blick schon für die braunen Schilder am Wegesrand geschult, denn die bedeuten "Sehenswürdigkeit". Barocke Altstädte, Fachwerkhäuser, Wasserfälle, Kuckucksuhren (es geht halt doch nicht ohne), Burgruinen, Flusstäler, Klöster, die schwarzen Ecken im Schwarzwald, einsame Bergstraßen (ja, die gibt's auch hier wirklich), Weinberge, Rapsfelder, blühende Obstbäume vor dem Hintergrund schneebedeckter Paßhöhen... Mein Herz jubelt bei dieser Vielfalt und ganz oft seufze ich glücklich unter meinem Helm "ist das SCHÖN hier!"

Endingen am Kaiserstuhl
Ich erinnere mich an den ersten Moment, an dem ich so etwas wie "Heimatgefühle" für Freiburg spürte. 1994 gab es in der Altstadt eine Ausstellung anlässlich des Bombenangriffs auf Freiburg am 27. November 1944. An allen bekannten Sehenswürdigkeiten in der Altstadt standen große Fototafeln mit Bildern vor und nach dem Angriff. Das hat mich damals sehr berührt.

Meine Heimat, das ist der Schwarzwald. Wenn ich von hier weg müsste, wäre ich extrem traurig. Ich liebe die Landschaften, das Essen und den Kitsch. Ich mag den Dialekt, die Badische Gemütlichkeit und die entspannten Menschen.

Triberger Wasserfälle
Gestern habe ich die Triberger Wasserfälle besucht und war begeistert von der Ruhe im Wald, den bemoosten Felsen und dem rauschenden Wasser. Unten im Ort habe ich mich kaputtgelacht über das "Haus der 1000 Uhren", wo Kitsch-as-Kitsch-can eine Bärenfamilie auf der Fassade herumturnt und vor einer überdimensionalen Kuckucksuhr sitzt. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich keine Ahnung habe, welche Melodie dort gespielt wird. Das Badenerlied? Ich weiß es nicht.

Und das sind die Momente, bei denen ich merke, wie sehr mich diese Orte interessieren. Welche Bräuche gibt es dort, was macht man im Frühling, Sommer, im Herbst, im Winter? Nicht zu vergessen ist natürlich das unglaublich gute Essen, das man hier bekommt. Klar, die Kirschtorte (die ich nicht mag, habe mich als Kind daran überfressen), den Schinken (den ich auch nicht mag, bin Vegetarierin) und den Schnaps kennt man überall. Es gibt aber so viel mehr leckere Dinge. Bibbeleskäs mit Brägele, Spargel mit Kratzete, Salatplatten mit Bauernbrot, hausgemachte Kuchen, hausgemachtes Bauernhofeis...

Bibbeleskäs und Bauernbrot
Wenn ich unterwegs Hunger bekomme, habe ich die Strategie im nächsten Ort das nächste Wirtshaus auf der rechten Straßenseite (manchmal ist es auch die linke) anzusteuern und dort einzukehren. Auf die Weise habe ich schon viele nette Gasthäuser gefunden. Und ich habe mein Faible für den omnipräsenten Kitsch entdeckt: Die Geweihe an den Wänden, die Bollenhüte, die Pferdegeschirre, rot-weiß karierte Tischdecken auf blanken Holztischen... und die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen gerade in den abgelegeneren Ecken.

Natürlich kann man den "typischen" Schwarzwaldkitsch ironisieren, wie es z. B. Stefan Strumbel getan hat.
Das Thema Heimat scheint ja prädestiniert dafür zu sein.
Heimat ist einem ein bisschen peinlich, oder?

Der Schwarzwald - Blick von Burg Landeck
Tja. Je öfter ich aber unterwegs bin, desto mehr wird mir klar, dass hier meine Heimat ist. Hier im Schwarzwald und nirgendwo anders. Und das ausnahmsweise mal völlig ohne Ironie.

Eure Doro von my-meerkat und klamottenlabel

P. S: Brägele = Bratkartoffeln, Bibbeleskäs = eine Art Frischkäse, Kratzete = spezieller Pfannkuchen, der zum Spargel gereicht wird