Mittwoch, 12. Oktober 2011

Heute: klamottenlabel und "Making of Pornobuchhülle"

Ich reiße das Heft mal wieder an mich und erzähle Euch heute mal, wie die berühmte Pornobuchhülle aus meinem Shop klamottenlabel entstand.

Pornobuchhülle???  Nun ja, die Pornobuchhülle ist ein Gegenstand, den mensch vielleicht nicht wirklich braucht, der aber offenbar einen gewissen Nerv getroffen hat.
Wie es so schön heißt: "sex sells".

Aber fangen wir der Reihe nach an.

Ich weiß nicht mehr genau, wann und wo mir die Idee für diese Hülle kam, es war aber ziemlich sicher einer der Tage, die ich mit einer Chatbekanntschaft verbracht hatte. Aus dieser Bekanntschaft entstand auch die Idee zu klamottenlabel. Dafür geht mein Dank nochmal an Stefan, alias Herrn H. aus K.

Nachdem gefühlte 100000 Mal die Bemerkung "da könnte man doch ein Shirt/Postkarte/XYZ draus machen" gefallen war, schaute ich im Internet nach Schneideplottern und sah mir an, wie Transferdruck eigentlich funktioniert.
Das sah ja alles nicht soooo schwierig aus und Plotter + Presse gab es als Einsteigerset.
Bestellt und gespannt gewartet...

Eines Morgens klingelte der Paketbote an der Tür und drückte mir ein kleines Päckchen in die Hand.

Ich wollte schon die Tür wieder schließen, als er auf 2 riesige Pakete deutet und meinte "Die zwei kommen auch noch dazu".

Schockschwerenot!

Ich wohne unterm Dach und um die Sachen nach oben zu kriegen, muss man eine sehr steile und enge Holztreppe hoch. Der Plotter war kein Problem, der wiegt nicht mehr, als ein Drucker.

Die Presse dagegen war ein anderes Thema.

Auf dem Karton stand "25 kg".
Hm.

Ich bin nicht ganz untrainiert und auch nicht gerade schwach, aber den Riesenkarton mitsamt der Presse  hochzuwuchten, das traute ich mir nicht zu. Zumal man solche Kartons nie, aber auch wirklich nie richtig anpacken kann!

Ich sah mich im Geiste schon mit gebrochenem Genick am Fuß der Treppe liegen, auf mir die Presse, die mir den Schädel eingeschlagen hatte...

Und da ich nicht das Schicksal von Vincent Prices mißglücktem Fliegenexperiment* teilen wollte, habe ich den Karton dann mal aufgemacht und mir angesehen, wie das Ding überhaupt aussieht. Praktischerweise hatte es einen Griff und man konnte es gut anpacken. Unter großem Geschnaufe und Gekeuche habe ich es dann in mein Arbeitszimmer gewuchtet.

Ich denke, alle Kreativen kennen folgendes Problem: Platz!!!! Wohin mit dem Zeug?? So auch bei mir.

Aber ich will Euch nicht mit meinen Platzproblemen langweilen, Ihr wollt ja wissen, wie der Schweinkram nun gemacht wird, oder?

Die ersten Schritte zur fertigen Hülle sind das Zuschneiden der Stoffe für die Außenseite und das Futter der Hülle. Danach wird sozusagen der "Rohbau" genäht.

Als nächstes plotte ich die Schrift.
Und nun stellen wir uns ganz dumm und ich erklär Euch, was ein Schneideplotter ist.

Eeeen Schneideplotter ist eene Maschiiiiin *öhm, tschuldigung* (den Herrn aus der Feuerzangenbowle wegschickt)

Also, ein Schneideplotter ist eine Art Drucker, der aber nicht druckt, sondern Dinge aus Folien ausschneidet. Damit der Plotter die Dinge auch schneidet, muss ich sie mit Hilfe einer Software entwerfen und in ein bestimmtes Format bringen. Dann wird das Ganze an den Plotter geschickt und ausgeschnitten.

 Das sieht dann so aus:

Wie Ihr vielleicht erkennen könnt, ist die Schrift spiegelverkehrt und das hat auch einen Grund. Die Folie befindet sich auf einem leicht klebrigen Trägermaterial, das später abgelöst und mit der klebrigen Seite nach unten auf das Textil gelegt wird.

Sie wird also quasi "von unten" geschnitten und dafür muss sie eben spiegelverkehrt sein.


Der nächste Schritt ist das sogenannte "Entgittern".
 
Hierbei löse ich alle Teile der Folie ab, die nicht benötigt werden, so dass am Ende nur noch die Schrift übrig bleibt. Je nach Folie und Qualität des Plotts kann das ein ziemliches Gefummel sein. Am Ende sieht es dann so aus (zum zeigen habe ich die Folie jetzt mit der klebrigen Seite nach unten gelegt).

So, und jetzt kommt der spannende Teil "Wie kommt die Schrift aufs Textil?"


Beim Transfer- oder Flexdruck werden spezielle Folien mit Hilfe von hohen Temperaturen und hohem Druck auf ein Textil gepresst.

Auf gut Deutsch: Das Zeug wird jetzt unter der Presse plattgemacht!

Dieses kleine, harmlose Dings wiegt 25 kg und kann einen Druck von 250 kg pro Quadratzentimeter (!) ausüben.
Wie heiß sie maximal wird, ist mir gerade entfallen, meist presse ich bei ca. 160 Grad, die Temperatur hängt sehr stark vom zu bedruckenden Material und der Folie ab.

Zu! Jetzt 20 Sekunden warten... uuuuuund....

Hier sieht man schön die Trägerfolie, die jetzt noch runter muss.

Die Folie ist ab und jetzt...



Fertig! Naja, fast, es muss noch ein bisschen genäht werden und dann steht dem Schweinkram lesen nichts mehr im Weg.

 Oder liest DU etwa heimlich Rosamunde Pilcher???





*Vincent Price spielt in "The Fly" einen Wissenschaftler, der durch ein missglücktes Experiment zu einem Mensch-Fliege-Mischwesen mutiert. Er legt am Ende seinen Kopf in eine Hydraulikpresse und bittet seine Frau, ihnzu töten, da nicht nur sein Äußeres, sondern auch sein Charakter zusehends mutiert. Öhm, ja, ich bin ein Trashfilm-Fan :-D

7 Kommentare:

  1. Ich bin begeistert, wunderbar geschrieben und tolle Fotos!

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  2. Yeah! Jetzt kann ich mir das endlich mal vorstellen. Ist ja doch komplett anders als beim Siebdruck!!!!!

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  3. Irre geschrieben!
    Toller post!
    *Dumenhochreckt*:)

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  4. „Ich war ein junges Mädchen, beinahe noch ein Kind, meine traumhaften Ansichten wechselten wie Aprilwetter; aber eines stand immer klar und felsenfest in mir: die Überzeugung, daß ich nicht über die Erde schreiten werde, ohne ihr eine wenigstens leise Spur meiner Schritte eingeprägt zu haben.“
    Marie von Ebner-Eschenbach

    Tja... Kante, das wird laute Spuren hinterlassen!!! *ichmirdaganzsicherbin*

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  5. Super! Endlich weiß ich ein Plotter ist bzw. wie er funktioniert. Toller Beitrag!!!!

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Wer schreibt, bleibt!