Mittwoch, 11. Juni 2014

Neues aus dem Pott - die, die die Ente finden

Der letzte Abschnitt meiner Urlaubsreise Richtung Norddeutschland führte mich mal wieder in den Ruhrpott. Diesmal gab es sogar zwei Motorrad-Runden mit der Stimme aus dem Off.
Aber das nur nebenbei.

Mit Blick auf meine fünfeinhalbstündige Rückreise am Montag und einem weiteren Blick auf das Thermometer, beschlossen wir am Sonntag Moped Moped sein zu lassen und zu einem Spaziergang aufzubrechen. Mit dem Auto ging's nach Olfen zur "Alten Fahrt". Die Alte Fahrt ist ein stillgelegter Abschnitt des Dortmund-Ems-Kanals und auch für mich bergverwöhnte Wahlschwarzwälderin durchaus reizvoll.

An einem heißen Tag wie dem Sonntag gibt es neben langen schattigen Abschnitten auch die eine oder
andere Möglichkeit, die heißgelaufenen Füße ins Wasser zu tauchen. Aus Anstandsgründen habe ich von einem Nacktbad im Kanal abgesehen, auch wenn das Wasser sehr einladend sauber aussah und erfrischend war. Aber wir wollen ja die Fische nicht erschrecken.

Am Wasser entlang gab es viele interessante Dinge zu sehen: Gleich zu Beginn eine Schleuse in der sich dann auch extra für uns drei Schiffe befanden. Das Tor fährt runter und dann blubbert das Wasser rein. Leider sieht man davon nicht so richtig viel, weil man nicht neben dem Schleusenbecken stehen darf.

Nach einiger Zeit ist so eine Schleuse dann voll und man kann auf der anderen Seite sehen, wie die Schiffe
wieder rausfahren. Als Kind war ich mit meinen Eltern öfter an der Mosel und mein Stiefvater kannte jemanden mit einem "Vergnügungsdampfer". Die Schleusen fand ich immer total faszinierend, vor allem wie das Schiff langsam hochsteigt, oder später wieder runtersinkt.

Am Kanalufer saßen immer wieder Angler, allerdings würden die Fische bei so einer Wärme nicht beißen wurde uns gesagt. Das Angeln wird also zum Männerwollenalleineschweigen-Event mit Zelt, Feldbett und
Bierkasten. Wir trafen auch zwei junge Angler, die uns auf die Frage nach Ködern und Größe der Fische ausführliche Antwort gaben. Ich habe noch behalten, dass sie die großen Karpfen wieder reinwerfen, weil die nicht schmecken. Karpfen sind "Grundfische", d. h. sie leben unten im Wasser und fressen dort Blaualgen (soweit ich weiß, wird der Karpfen auch als "Schwein des Wassers" bezeichnet), werden größer und dicker und immer weniger lecker. Blaualgen geben nämlich einen fiesen Geschmack. Außerdem wird mit der Menge der Fische nachgeholfen, damit die Angler immer genug zum angeln haben. "Besatz" heißt das dann.

Gegen Ende unseres Rückwegs - und nach einem eher ernüchternden Cafébesuch im Industriegebiet von
Foto: Friedel Walldorf
Olfen - kam uns dann jemand auf dem Weg entgegengerannt. Wild piepend und quietschend wackelte eine Babyente auf uns zu. Sie war weder davon zu überzeugen, dass wir nicht ihre Eltern und schon gar keine Enten sind.

Um zu verhindern, dass das kleine Tierchen von Hunden gefressen oder von Radfahrern überfahren wird, habe ich sie erstmal in die Hand genommen. Dabei fiel mir ein, dass wir auf dem Hinweg schon einen Angler mit zwei Kindern gesehen hatten, die mit einer Babyente spielten.

Ja, was tun mit dem kleinen Tierchen? Mitnehmen? Aussetzen? Auf dem Motorrad hätte ich das kleine

Foto: Friedel Walldorf
Tierchen schwerlich mitnehmen können. Mein Begleiter konnte sich die Ente auch nicht als neuen Hausgenossen oder Außendienstmaskottchen vorstellen. Nun war guter Rat teuer. Zwei Telefonate mit dem Tochterkind und später einer Tierklinik brachten das gleiche Ergebnis: Da das kleine Entlein fit und munter war, sollten wir es aussetzen. Die kleine Ente war da anderer Meinung.

Jeder Versuch, sie ins Wasser zu bugsieren endete damit, dass sie unter lautem Protestpiepen blitzschnell aus dem Wasser an Land strampelte und uns nachlief. Es war herzerweichend! Aber eine Ente gehört nun mal ins Wasser und nicht in eine Mopedtasche oder auf den Beifahrersitz. Auch wenn die Vorstellung einer Ente mit Leine und Halsband sehr lustig war, das kleine Tierchen sollte wieder dort hin, wo es hingehörte: Unter Enten, ins Wasser.

Foto: Friedel Walldorf
Beim nächsten Versuch auf der anderen Seite des Kanals schafften wir es zumindest schneller wegzulaufen, als die kleine Ente wieder aus dem Wasser und am Ufer war. Ihr herzzerreißendes Gepiepse hat uns noch eine ganze Zeit verfolgt.

Wir hoffen, es geht Dir gut, kleine Ente und Du hast Deine Familie wiedergefunden!

10 Kommentare:

  1. Sie dürfen nich so viel "Duckface" machen! Dann laufen Ihnen die Entlein auch nicht nach... hehe...

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    1. Das sagen Sie mal dem Herrn W., der macht das immer!

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  2. Ach, wie süß und traurig zugleich (❀﹏❀) wie es der Kleinen wohl geht?

    Das ein Karpfen auch ein Wasserschwein ist, habe ich noch nicht gewusst - SEHR interessant! Oh, und sehr schöne Aufnahmen übrigens :o)

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  3. ...sehr schöner Ausflugsbericht, mit herzerweichendem Abschluss und hübschen Fotos !!! *♥*

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  4. Armes elternloses Entchen! Hoffentlich hat es geklappt mit der Wiedervereinigung.

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  5. Wie immer ein sehr schöner Beitrag Frolln Kante, aber heute finde ich es am dollsten, dass Friedl tatsächlich "Walldorf" heißt.
    Endlich noch wer, der unsere Namen tanzen kann, hehe!

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    1. Nach ihm wurde das "Walldofer Kreuz" benannt. Vielleicht.

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  6. "Walldofer Kreuz" Freud läßt grüßen.
    Goldische Nagnag! sehr schöner Pottbericht und soviel grün!

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