Wurde
Euch als Kindern auch eingebläut, dass diese wunderschöne
orange-leuchtenden Beeren von der Eberesche giftig sind? Ich bin
jedenfalls damit aufgewachsen, dass man die Beeren niemals essen darf.
Natürlich habe ich mich gefragt, weshalb die Vögel sie dann fressen...?
Nachdem
ich dieses Jahr immer wieder etwas Zeit fand, mich mit Wildbeeren- und
Wildkräuterküche zu beschäftigen und im Frühjahr bereits neben
Holundersirup nach ein paar Anläufen auch ein äußerst leckeres und sehr
gut gehütetes Holunderblütengelee fabrizieren konnte, habe ich jetzt
nochmal nachgelesen, ob man die Ebereschenbeeren, oder wie die meisten
sie kennen: Vogelbeeren - nicht doch zu irgendwas verarbeiten kann. Und
siehe da - man kann!
Die
Beeren der Eberesche sind roh allerdings aufgrund des hohen
Bitterstoffanteils ungenießbar. Eigentlich soll man sie nach dem ersten
Frost ernten, aber dann findet man bestimmt keine mehr.
Die
Lösung ist, die reifen Beeren einfach für ein paar Tage ins Gefrierfach
zu stecken. Nachdem ich meinen Dampfentsafter vor einiger Zeit
verliehen hatte, lagerten die Beeren, die ich auf einer Motorradtour
durch den Schwarzwald gefunden hatte, mehrere Wochen im Gefrierschrank.
Jedes Mal, wenn ich die Tür öffnete, leuchtete es mir orange entgegen.
Nun war es endlich so weit, Dampfentsafter wieder da und Beeren fertig
vorbereitet. Ich habe noch ein paar Birnen dazugeworfen, wie es in
vielen Rezepten empfohlen wird, denn bitter sind die Beeren auch nach
der Gefrierschrankbehandlung immer noch.
Also Beeren
gewogen, gleiche Menge Birnen gewogen, alles in den Dampfentsafter
geworfen und gewartet. Und gewartet. Und gewartet. Es roch schon mal
ganz lecker, aber aus dem Rüssel wollte und wollte kein Saft kommen. Bis
ich auf die Idee kam, den Deckel fest herunterzudrücken und den
Entsafter ein wenig schräg zu stellen. Leider schließt der Deckel nicht
mehr ganz dicht, und man muss neben dem Topf stehenbleiben und
Deckeldrücken, damit etwas herauskommt aus dem Schlauch.
Der Saft war hellorange und sag ganz lecker aus. Fix hielt ich einen Teelöffel unter den Schlauch und
probierte den Saft.
uuuuuuuuuäääääääähhhhhhhh!
BITTER! Von den Birnen war nichts zu schmecken. Was tun? Mein Blick in
die Obstschale fiel auf Feigen, die könnten ganz gut dazu passen. Saft
abmessen, Feigen wiegen, die Mengen mit 1:1 Gelierzucker vermischen,
schnell noch ein paar Nelken und Sternanis reingeworfen und dann
gekocht. Das Ergebnis ist eine wirklich interessante Marmelade:
Süß-sauer und bitter im Abgang. Auf Camembert schmeckt sie hervorragend,
ebenso in Kombination mit Frischkäse und vermutlich wird die
Fleisch-Fraktion die Marmelade zu Wild lecker finden.
Ich möchte demnächst - sofern ich noch einmal Beeren finde - einen zweiten Versuch 1:1 mit Birnen- oder Apfelsaft probieren.
Für alle Mutigen kommt hier das Rezept - Dampfentsafter ist hilfreich:
500 gr Vogelbeeren (mehrere Tage tiefgekühlt)
500 gr reife Birnen
-> das ergibt ca. 500 ml Saft
4 Feigen (ca. 120 gr.)
5 Nelken
3 Sternanis
650 gr. Gelierzucker 1:1
Saubere Schraubgläser vorbereiten.
Die Beeren und die geviertelten Birnen in den Dampfentsafter werfen und entsaften.
Saftmenge
abmessen, Feigen wiegen und die Menge entsprechend 1:1 mit Gelierzucker
aufwiegen, dabei entsprechen 500 ml Flüssigkeit 500 gr. Gelierzucker.
Alles
in einem ausreichend großen Topf (Achtung! Wirklich aureichenden Topf
nehmen, es schäumt beim kochen und die Marmelade kommt hoch!) unter
rühren aufkochen und ca. 5 Minuten kochen lassen. Gelierprobe auf einem
Tellerchen machen, wenn die Masse nach dem Abkühlen fest wird, die
Marmelade in Gläser füllen.
Die verschlossenen Gläser für ca. 5 min. zum abkühlen auf den Kopf stellen, dadurch bildet sich ein Vakuum.
Zu Käse oder Wild genießen.
Guten Appetit und gutes Gelingen wünscht Euch Doro von my-meerkat und klamottenlabel.
♥...liest sich lääääcker ;-)
AntwortenLöschenKannste aber auch in Likör ? *liabguck*
Sechsämtertropfen, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Fichtelgebirge gebrannt wird, und der tschechische Jeřabinka haben als Grundstoff auch Vogelbeerenfrüchte +
Vogelbeerschnaps hat in Tirol, Salzburg und in der Steiermark eine lange Tradition. *gibbel*
Schliebe Käse mit Marmelade ... sehr inspirierender fruchtiger Dienstag ;-)
AntwortenLöschenUnd o ja, Vogelbeerenschnaps is was feines *in Erinnerungen schwelgt*
Sie sind immer wieder für Überraschungen gut und das erste Wesen was ich kenne, das einen DAMPFENTSAFTER besitzt.
AntwortenLöschenBis eben wusste ich nicht, dass es so etwas überhaupt gibt oder dass man Vogelbeeren essen kann und wusste auch nicht, dass man so was aus so was machen kann!
Die Obstschale als Chemiebaukasten für Marmelade... Wow!
AntwortenLöschenKlingt sehr lecker zu Käse!
AntwortenLöschenUnd ja, Vogelbeeren flüssig als Tiroler Tradition sind ein Genuss!