Samstag, 28. Juli 2012

Büchertausch - Jenni Zylka "1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann"


"Zu verschenken" stand auf der liebevoll im Treppenhaus abgestellten Kiste. Jeder kennt doch diese Kisten… Meist sind es zerfledderte Umzugskartons mit einer fast unentzifferbaren Aufschrift, die zum Mitnehmen auffordern, geradezu nötigen, obwohl sie meist nur Gratisexemplare der Bundesverfassungsgerichts-Jahresberichte und dergleichen enthalten… Aber DIESE Kiste war nicht unansehnlich, nicht mal inhaltlich verwerflich. Sie wurde wohl an einem in der Zeit weit zurück liegenden Tag im schwedischen Möbelhaus unseres Vertrauens erworben und lag nun in meinem Treppenhaus… prall gefüllt mit literarischen Schätzchen, wovon mir die meisten Autoren allerdings nichts sagten. Ich nehme meist nur Bücher mit von Schriftstellern, die mir zumindest einigermaßen vertraut in den Ohren klingen. Zu groß ist die Angst, auf Schund sitzen zu bleiben und dann??? Selbst ins Treppenhaus stellen??? Würde ich mich nicht trauen. Schließlich könnte jemand meine leserliche Handschrift erkennen und denken „SOWAS LIEST DIE??????? Nun ja, diese Autorin allerdings war mir sehr bekannt. Sie schrieb immer lustige Kolumnen in der tageszeitung, aber aus unerfindlichen Gründen las ich in letzter Zeit nichts mehr aus ihrem Sprachfundus in diesem Nachrichtenblatt. Umso erfreuter war ich, ihr erster Roman in dieser Funduskiste zu entdecken. Und es hat sich gelohnt!

Da meine kleine Bleibe prall gefüllt mit Bastelmessiematerial ist, aber nicht nur deshalb aus allen Nähten platzt, kann ich leider keine Bücher aufbewahren. So kam mir dann die Idee, eine neue Blogrubrik zu eröffnen und zwar die des BÜCHERTAUSCHS. Ich stelle euch das Buch (kurz) vor und wer Interesse hat, es zu lesen, braucht nur als Nächstes diese Tauschrubrik mit einem neuen Bücherinhalt zu füllen und schon bekommt er/eher sie von mir das Buch zugeschickt. Und damit bin ich das Wohnungsfüllmaterial auch schon sinnvoll los geworden… Hehe…

Ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung habe, was der Titel zu bedeuten hat. Ich habe keinen inhaltlichen sinnvollen Zusammenhang zur Romangeschichte gefunden… Aber egal, vermutlich geht es darum, dass die Protagonistin sich von unnötigem Ballast, sprich: Männern, befreit, sich daher schwerelos fühlt und Zeit für Wichtige Dinge im Leben hat, wie Kart zu fahren, ihre Lieblingsradiosendung namens „Musik für Nörgler“ zu hören, sich morgens in den Spiegel anzugucken und wie eine drogenabhängige Japanerin, quasi Yoko Ono, auszusehen oder eine motorisierte Parmesanreibe zu kaufen… Hehe…

Aber… ich hatte auch versprochen, nur eine kurze Zusammenfassung zu schreiben. Ich verderbe Ihnen doch sonst den Spaß am Lesen, Mensch! Daher hier einfach eine Leseprobe von der ersten Buchseite. Entscheiden Sie selbst, ob Sie die Geschichte gerne weiter lesen möchten. Aber eins sei gesagt: Ich habe lange nicht beim Lesen eines Buchs so oft und laut lachen müssen. Frau Zylka ist eine Sprachkünstlerin nach meinem Geschmack und schafft es, Alltägliches aus dem Zusammenhang zu reißen, so dass man bei der gekonnt-witzigen Beschreibung oft denkt: „Wäre ich da mal drauf gekommen“…

(Zitat Anfang):

Au Backe. Bei mir wurde eingebrochen. Als ich heute Nachmittag nach Hause kam, war die Wohnung leer geraubt: Anstatt der Schneisen, die man normalerweise zwischen die Papier- und Textilberge, die Gläser, Keksdosen und den Plastiknippes schlagen muss, um zum Beispiel zum Bett oder zum Schreibtisch zu gelangen, ist der Teppich freigeräumt. Er ist blau, der Teppich, das hatte ich schon ganz vergessen. Doch wo sind meine Sachen? Keine Berge, keine Endmoränen, keine Schneisen, nur Schränke, Bilder, leere Stühle. Ich überlege kurz, gucke in die Büroecke, wo der fiepende Computer hockt, registriere die ordentlich auf Regalen abgelegten Papierstapel, schaue in die Schränke, die mit von Zauberhand zusammengefalteten Pullovern, Pullundern, T-Shirts und Röcken gefüllt sind, und entscheide: doch kein Einbruch.
Da fällt mir wieder ein. Ich habe die Wohnung am Morgen mit einem Mann drin verlassen. Einem netten, am Abend vorher aufgelesenen, um die Mitte herum behaarten Mann in meinem Alter. Ich hatte ihm erlaubt, nach meinem Aufbruch noch etwas zu bleiben, normalerweise vertraue ich Menschen, mit denen ich eine leidlich heiße Nacht verbracht habe. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet ich den einzigen Damenhöschendieb meiner Generation kennen lerne. Aber wer kann schon ahnen, dass so einer einen amtlichen Putzfimmel hat? Und einfach bei mir aufräumt, ohne dass ich ihn dafür bezahle?
(…)
Wie soll man auf sowas reagieren? Soll man beleidigt sein oder erfreut? Ich entscheide mich (auch wegen der nicht unangenehmen körperlichen Vorfälle der Nacht) für eine positive Rezeption und freue mich darüber, mal wieder eine Wohnung mit so vielen Sitzmöglichkeiten zu haben. Dass meine Wohnungen immer so unaufgeräumt sind, liegt vor allem an meinem Sammeltrieb. Den habe ich von meiner verstorbenen Oma geerbt, einem gutmütigen und rüstigen pommerschen Kriegsflüchtling. Meine Oma pflegte alles, was nach dem Mittagessen auf der Tischdecke übrig blieb, Krümel, Flusen, abgeschnittene Fingernägel und so weiter, in einer Blechdose mit der Aufschrift „Paniermehl“ zu sammeln.

(Zitat Ende).

Also… Ich gebe den Büchertauschstaffelstab weiter. Wer ist die Nächste????

Und wer das Buch nicht von mir zugeschickt bekommt, kann mit den folgenden Angaben sicherlich im Bücherladen oder in der Bibliothek fündig werden:

Jenni Zylka: 1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann. Roman.
Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg. 2003.
ISBN 3 499 23405 x

Es winkt,

Eure Cherry von Cherry Bomb und Kirschblüten-Tsunami

6 Kommentare:

  1. „Bücher sind bessere Freunde als Menschen;
    denn sie reden nur, wenn wir wollen,
    und schweigen, wenn wir anderes vorhaben.
    Sie geben immer und fordern nie.“
    Börries Freiherr von Münchhausen

    ...und wenn das nicht gelogen ist ;-))) *♥vielleicht*

    AntwortenLöschen
  2. Ich hätte es gerne und finde bestimmt auch ein anderes zum weitergeben...*schon mal kruschteln gehe*

    AntwortenLöschen
  3. Frau Handwerkerin, Ihnen ist aber klar, dass der nächste Blogbeitrag dann auch Ihnen gehört, ja?

    AntwortenLöschen
  4. "Musik für Nörgler" hat mich fast zum Ersticken gebracht- da ist Ihnen ja genau das richtige Buch zugelaufen! ☺

    AntwortenLöschen
  5. Frau Handwerkerin, Ihnen ist aber klar, dass der nächste Blogbeitrag dann auch Ihnen gehört, ja?
    kirschblüten-tsunami28. Juli 2012 14:06
    Ja, das ist mir klar- bei Büchern werde ich halt schwach!
    *immer noch am kruschteln ist*

    AntwortenLöschen

Wer schreibt, bleibt!