Montag, 14. November 2011

Cherry Bomb und Marrybess proudly present: Siebdruck hinter den Kulissen. - Teil 2 der Siebvorbereitung: Das Beschichten

Hach ja, lange hat’s gedauert, aber die Götter haben sich gegen mich verschworen und meinen letzten gespeicherten Entwurf komplett ins Nirwana geschossen…

Und da ich mich ungerne wiederhole, kostete es ein wenig Überwindung, aber auch Organisation, den Beitrag nochmal zu schreiben, sprich: der innere Schweinehund musste erst mal geklont werden, bevor ich hier weitermache, denn der erste hat sich aus dem Staub gemacht und ist per Anhalter zusammen mit meinem verschollenen Beitrag ins Nirwana gereist. Typisch…

So. Ähm… Ich hatte zwar alles schon sooooooooo schön formuliert, aber niemand hat behauptet, dass der Nobelpreis für Literatur so leicht zu bekommen ist… Also, wo waren wir stehengeblieben? Die Vorgeschichte und Teil 1 der Siebvorbereitung habt ihr vielleicht noch schemenhaft in Erinnerung. Wenn nicht, dann einfach mal nachlesen: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Mein Plan ist immer noch – und davon weiche ich nicht ab – euch zu zeigen, wie folgendes Schachbrettmotiv gedruckt wird:

Wir haben ein Sieb, das nun entschichtet, entgeistert und trockengeföhnt wurde. Nun kommen wir zur Siebbeschichtung.

Vorsicht, hier muss ich mal eben das Licht ausknipsen. Nicht, weil alles so geheim ist, dass ihr nicht mitbekommen sollt, wie ich ein Sieb beschichte. Wär auch eine Möglichkeit, wenn ich mal so recht überlege… LOL… nein, die Beschichtungsflüssigkeit ist äußerst lichtscheu. Wenn sie mit Tageslicht in Kontakt kommt, erschrickt und versteinert sie… oder so ähnlich… ja, sie härtet nämlich an den Stellen, wo Licht hinkommt, ab.

Ihr kennt ja das Prinzip eines Dunkelkammers, wo Fotos entwickelt werden. Die unentwickelten Bilder sollen auch nicht mit starkem Licht in Kontakt kommen. Im Prinzip ist das bei der Siebbeschichtung und -belichtung ähnlich. Wir brauchen eine Lichtquelle, die nicht so stark ist wie Tages- oder UV-Licht. Dazu arbeiten wir mit gelbem Licht. Warum gelb und nicht rot? Keine Ahnung. Irgendeinen vernünftigen Grund wird es schon geben. Wer danach googeln möchte, kann mich gerne über Sinn und Zweck dieser Lichtfarbe aufklären. Mein inneres Faultier (mit meinem inneren Schweinehund nah verwandt) hindert mich daran, Forschungen dieser Art in die Wege zu leiten…

Die Lichtempfindlichkeit dieser Beschichtungsflüssigkeit hat natürlich einen triftigen Grund. Wir haben eine Vorlage, die schwarz/weiß gestaltet ist: In der Regel ist das eine durchsichtige Folie (Transparentpapier geht auch), die von einem rein schwarzen Motiv versehen ist. Und rein schwarz heißt auch rein schwarz und keine Graustufen. Die Kanten der Vorlage müssen scharf von der transparenten Folie abgegrenzt sein. Drucken kann man dann in egal welcher Farbe man anmischt, aber die Vorlage muss eben schwarz sein. Das hat folgenden Grund: Die Vorlage wird vor das Sieb gelegt und mit einer starken Lampe beschienen. Die Betonung liegt nämlich auf VOR, denn sogar Siebdruckprofis haben es wohl auch an Tagen fehlender Konzentration geschafft, die Folie HINTER das Sieb zu legen und wunderten sich dann, dass kein Motiv auf das Sieb „erschien“… MIR ist das natürlich noch nieeeeeeeeeeee passiert… LOL … Nachdem die Vorlage auf das Sieb belichtet wurde, kann man die Stellen, an denen die Beschichtungsflüssigkeit nicht abgehärtet ist, wieder auswaschen und scharf drucken kann man eben nur, wenn die Ränder nicht ausgefranst sind. Nur so viel erstmal dazu…


Aber ich schweife wieder ab… Sieb beschichten also… Dazu braucht man eine Beschichtungsrinne, in die man die zähflüssige Beschichtungsflüssigkeit gießt. Die Rinne legt man gegen das Sieb und lässt der Flüssigkeit erst mal Zeit, ein wenig nach vorne zu fließen. In der Zwischenzeit kann man schon mal überlegen, ob man den Herd zu Hause ausgeschaltet hat, die Bibliothekbücher rechtzeitig abgegeben hat, aber bevor man in Panik gerät sollte man anfangen das Sieb nun endlich mal zu beschichten… Dazu die Rinne gaaaaaaaaaaaaaanz langsam hochziehen, denn die Schicht soll gleichmäßig auf das Sieb verteilt werden. Dann das Gleiche auf der Rückseite des Siebes: Rinne anlegen, Herd-vergessen-auszuschalten-Möglichkeit durch den Kopf gehen lassen, Panik abwimmeln und Rinne langsam hochschieben.

Die Schicht muss nun an der Luft trocknen und zwar an einem dunklen Ort, wo kein Licht hinkommt. Die Schicht trocknet in der Zeit ja nicht richtig aus. Sie fühlt sich zwar an der Oberfläche trocken an, aber sie ließe sich noch auswaschen, denn sie ist wie gesagt noch nicht in Kontakt mit Licht gekommen. Wie oft soll ich das denn noch sagen????

Also, entweder lässt man das beschichtete Sieb nun über Nacht oder ca. 1 Stunde in der Dunkelkammer mit eingeschaltetem Heizlüfter trocknen.

Ich nutze dann jetzt mal die Zeit, um zu Hause nachzugucken, ob ich den Herd wirklich ausgeschaltet habe…




Bis zum nächsten Mal,

Eure Cherry


P.S. Lieben Dank auch diesmal an die Frau Bäss fürs Fotografieren und für die Inspiräschen... ;-))

9 Kommentare:

  1. und? war der Herd ausgeschaltet?.
    aber im Ernst, ich find Eure Druckausführungen megainteressant, ich kenne ja nur die Seite, wo man den Druck in den Händen hält.. ich bin gespannt auf mehr.

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  2. Ja, Bärchen, beim letzten Beitrag, der ins Nirwana befördert wurde, hatte ich euch auch schon das Belichten erklärt, aber das muss dann eben noch warten...

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  3. ...isch warte aber auch sehr gerne, auf die bestimmt wieder höchst interessante Fortsetzung!!! *freu*

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  4. Sähr schään.. und weiter schreibn!

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  5. das klingt alles sehr kompliziert und Zeitaufwendig---alter Schwede!

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  6. super Cherry! und ich kann jetzt hier endlich och mitmischen!))))

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  7. Ganz toll geschrieben!! Bin auch schon sehr auf den nächsten Beitrag gespannt, so sehr aufwändig hab' ich mir das nicht vorgestellt...;-)))

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